Saudi-Arabiens KI-Moment: Wenn Ölgeld auf Maschinenintelligenz trifft
- Arian Okhovat Alavian
- 29. Mai
- 9 Min. Lesezeit
Ein genauerer Blick auf Saudi-Arabiens KI-Strategie, den Infrastrukturaufbau und die aufstrebende Rolle in der globalen Technologielandschaft.

Saudi-Arabien setzt darauf, dass seine gewaltigen Petrodollar-Reserven, die über den 940 Milliarden US-Dollar schweren Public Investment Fund (PIF) gelenkt werden, dem Königreich einen Platz am obersten Tisch der KI-Mächte erkaufen können. Ende Mai stellte der Kronprinz HUMAIN vor, einen staatlichen „Sovereign AI Champion“, der 6,6 GW Rechenzentrumskapazität aufbauen und einen 10-Milliarden-Dollar-Wagniskapitalfonds für globale KI-Start-ups einrichten soll. Das Ziel ist unverblümt: Bis 2030 sollen 7 % der weltweiten Trainingslast für KI-Modelle im Land verarbeitet werden und Saudi-Arabien so in die Top 15 der KI-Nationen katapultieren.
Der Anspruch ist nicht nur finanzieller Natur. Saudi-Arabien verfügt bereits über den größten IKT-Markt des Nahen Ostens (≈ 44 Mrd. US-Dollar) und eine nahezu flächendeckende Internetpenetration. Die Vision 2030 setzt ehrgeizige Ziele für den Anteil der digitalen Wirtschaft am BIP, und die jährliche Tech-Messe LEAP in Riad addiert stetig weitere Nullen: Die Ausgabe 2025 verkündete Rekordinvestitionen von 14,9 Mrd. US-Dollar in KI.
Frühe Ergebnisse zeigen Rückenwind: Im jüngsten Stanford AI Index steht das Königreich weltweit an erster Stelle bei der Frauenbeteiligung in KI-Berufen, auf Platz 3 beim Wachstum von KI-Jobs und auf Platz 4 bei der Zahl wegweisender Modelle. Auf Forschungsebene hat KAUST ein Center of Excellence for Generative AI eröffnet, dem Deep-Learning-Pionier Jürgen Schmidhuber vorsteht. Ein Signal, das man auch intellektuell und nicht nur finanziell führen will.
Doch Riads rasanter KI-Vorstoß bringt Herausforderungen mit sich. Derselbe Staat, der um Silicon Valley wirbt, wird wegen umfassender Überwachung und eines restriktiven Redeklimas kritisiert, was Fragen aufwirft, wie das neue Datenschutzgesetz und die geplanten „Datenbotschaft“-Regeln in der Praxis durchgesetzt werden. Die Einsätze sind klar: Gelingt es Saudi-Arabien, sein Scheckbuch mit glaubwürdiger Governance zu verbinden, könnte es zur Brücke zwischen westlichen und östlichen KI-Ökosystemen und zur Standardplattform der arabischen Welt für weitreichende, arabischzentrierte KI werden. Misslingt das, droht dem Königreich das teuerste GPU-Papiergewicht der Welt.
Von der Vision zur Strategie: Saudi-Arabiens sechsjähriger KI-Sprint
Als der humanoide Roboter Sophia im Oktober 2017 die saudische Staatsbürgerschaft erhielt, taten Kritiker die Zeremonie als kaum mehr als eine Nebenschau ab, gedacht, um dem modernen Image des Königreichs frischen Glanz zu verleihen. Doch der Moment war bezeichnend: Er markierte den Zeitpunkt, an dem Riad erkannte, dass sich KI nicht nur für Schlagzeilen, sondern auch zur Diversifizierung seiner harten Machtinstrumente einsetzen lässt.
Zwei Jahre später (2019) schuf ein königliches Dekret die Saudi Data & AI Authority (SDAIA) und gab dem jungen Sektor damit ein institutionelles Gehirn und drei operative Glieder: das National Centre for AI, das National Data Management Office und das seit Langem bestehende National Information Centre.
2020 enthüllte SDAIAs erster Global AI Summit in Riad die National Strategy for Data & AI (NSDAI) eine Roadmap, die die Haushalte sämtlicher Ministerien an KI-Ziele bindet, die Schulung Tausender Beamter vorschreibt und als Leitambition ausruft, Saudi-Arabien bis 2030 in die Top 15 der KI-Nationen zu führen.
Die Umsetzung folgte prompt: Ein DSGVO-ähnliches Datenschutzgesetz wurde verabschiedet, sektorale „Sandboxes“ für Fintech und Health-AI eröffnet, und eine Flut von E-Government-Projekten führte das Königreich im UN E-Government Development Index 2024 weltweit auf Platz 6, in Asien nur hinter Südkorea und Singapur.
Die Universitäten zogen im Gleichschritt nach. Das 2024 gestartete Center of Excellence for Generative AI an der KAUST, mitbegründet und mitgeleitet vom Deep-Learning-Pionier Jürgen Schmidhuber, verankert inzwischen einen Cluster neuer KI-Labore, der sich von der King Saud University in Riad bis zum futuristischen NEOM erstreckt.
Erst in diesem Monat stellte Kronprinz Mohammed bin Salman HUMAIN vor, einen staatlichen „Sovereign AI Champion“, finanziert vom 940 Milliarden US-Dollar schweren Public Investment Fund. HUMAIN hat bereits Geschäfte im Wert von 23 Milliarden US-Dollar mit Nvidia, AMD und AWS abgeschlossen; Phase 1 sieht einen Grace-Blackwell-Supercomputer mit 18 000 GPUs als Kern von KI-„Fabriken“ mit 500 MW Rechenleistung vor. Das erklärte Ziel: Bis 2030 sollen 7 % der weltweiten Trainingslast für KI-Modelle in Saudi-Arabien bearbeitet werden.
Energieriese Aramco hat einen eigenen KI-Supercomputer gebaut, um seismische Daten (Informationen über den Erduntergrund) zu verarbeiten und ein industrielles Large-Language-Modell zu trainieren; Pilotprojekte für Predictive Maintenance reduzieren bereits ungeplante Stillstände in Raffinerien. Der Telekommunikation-Betreiber STC automatisiert das 5G-Netzmanagement, während Banken arabischsprachige Chatbots für Kundenservice und Compliance testen.
Neben diesen Megaprojekte entsteht eine junge Venture-Szene. Das in Riad ansässige Start-up Mozn sammelte in einer Series-A-Runde 10 Millionen US-Dollar ein, um seine arabische NLP-Engine und eine KI-gestützte Anti-Geldwäsche-Suite zu vermarkten, die inzwischen von regionalen Banken genutzt wird. Dutzende kleinerer Firmen besetzen Nischen von arabischer Spracherkennung bis hin zu drohnengestützter Agraranalyse, viele gefördert von Zuschüssem, die auf der jährlichen LEAP-Messe bekanntgegeben werden, auf der allein 2025 KI-Deals im Umfang von 14,9 Milliarden US-Dollar unterzeichnet wurden.
In kaum sechs Jahren hat sich das Königreich von PR-Gimmicks zu einer koordinierten KI-Industriepolitik vorgearbeitet, gestützt auf Milliarden aus dem Staatsfonds, eine eigene Regulierungsbehörde und die ersten Bausteine eines Forschung-zu-Startup-Trichters. Aus nicht nur meiner Sicht ein nahezu lehrbuchhaftes Beispiel dafür, wie schnell ein autokratischer Petro-Staat umschwenken kann, wenn Geld und Politik an einem Strang ziehen.
Der Beweis: Das Königreich liefert echten Code, nicht nur Pressemitteilungen.
Smart Hajj: KI für die größte jährliche Menschenversammlung der Welt
Jeden Sommer kommen bis zu drei Millionen Pilger nach Mekka. Um die Massen in Bewegung zu halten, hat die Saudi Data & AI Authority (SDAIA) ein ganzes Arsenal an Computer-Vision-Tools ausgerollt. Die Plattform Baseer speist Videofeeds aus Tausenden Kameras ein und erzeugt Live-Heatmaps der Fußgängerdichte; Mitarbeiter in der Einsatzzentrale können so Besucherströme in Echtzeit umleiten oder Notfallalarme auslösen. Ergänzt wird das System durch Sawaher, eine Anomalie-Erkennungsengine, die
Überwachungskameras und Wärmebilder nach Sicherheitsbedrohungen, Verkehrsstaus oder medizinischen Vorfällen durchsucht. Inzwischen deckt das System alle Tunnel und Hauptzufahrtsstraßen zu den heiligen Stätten ab und liefert seine Analysen an Patrouilleneinheiten mit dem biometrischen Gerät Banan für Ad-hoc-Identitätsprüfungen. Saudische Behörden schreiben der Technologie zu, die Evakuierungszeiten bei den Hajj-Übungen im vergangenen Jahr zweistellig verkürzt zu haben.
Fintech-Compliance auf Arabisch dank eines Start-ups
Dass nicht jeder KI-Durchbruch im Königreich von einer Staatsfirma kommt, zeigt das vorher erwähnte und in Riad beheimatete Mozn. Das fünf Jahre alte Unternehmen sammelte einige Millionen ein, um Focal zu vermarkten, eine arabischsprachige Anti-Geldwäsche-Suite, die Banktransaktionen und unstrukturierte Dokumente einliest und verdächtige Muster in Sekunden markiert. Mozns eigene arabische NLP-Engine erzielt Spitzenwerte bei der Named-Entity-Recognition in der Region und scannt inzwischen täglich Millionen Transaktionen bei mehreren Golfbanken sowie einer führenden saudischen Neo-Bank.
NEOM: Ein 500-Milliarden-US-Dollar-Testfeld für kognitive Städte
Weit im Nordwesten wird das Megaprojekt NEOM als Full-Stack-KI-Sandbox aufgebaut. Hierfür wurden 100 Millionen US-Dollar in Chinas Pony.ai investiert, um ein Joint Venture aufzubauen, das autonome Robo-Taxis entlang THE LINE, dem 170 Kilometer langen autofreien Korridor, einsetzt. Derselbe Deal gibt dem Start-up die Lizenz, selbstfahrende Fahrzeuge in Saudi-Arabien zu bauen und im gesamten Nahen Osten zu exportieren. Zudem bauen NEOM-Planer digitale Zwillinge im Stadtmaßstab, um Energie-, Wasser- und Logistikszenarien zu simulieren, noch bevor die ersten Bewohner einziehen. Gelingt das Modell, könnte NEOM zum Referenzfall des Golfs für KI-gesteuerte urbane Governance werden.
Gemeinsam zeigen diese Projekte das ganze Spektrum des saudischen KI-Vorstoßes: staatlich orchestrierte Großvorhaben, Industrietransformation durch Staatsunternehmen, Venture-getriebene Innovation und urbanistische Mondschüsse. Für Riads Strategen sind sie keine Einzelstücke, sondern Testfelder für einen landesweiten Roll-out.
Schnell handeln, aber auch die Außenwirkung im Blick behalten
Parallel zum Ausbau der physischen Infrastruktur zieht Saudi-Arabien ebenso zügig rechtliche Leitplanken ein. Das zentrale Fundament bildet das Personal Data Protection Law (PDPL), 2021 verabschiedet und nach einer 18-monatigen Übergangsfrist seit September 2023 vollständig durchsetzbar. Nach dem Vorbild der europäischen DSGVO verlangt das PDPL für die meisten Datenverarbeitungen eine ausdrückliche Einwilligung, verpflichtet Unternehmen zur Benennung von Datenschutzbeauftragten und droht bei schweren Verstößen mit Bußgeldern von bis zu 5 Millionen Riyal (≈ 1,2 Mio. €). Entscheidend: Die Aufsicht wanderte von der SDAIA zu einem neu geschaffenen Data Office, ein frühes Signal, dass Riad „KI-Anfeuerer“ und „Privacy-Polizist“ organisatorisch trennen will.
Um die KI selbst zu steuern, veröffentlichte die SDAIA 2023 einen nationalen KI-Ethik-Rahmen. Die Leitlinien lehnen sich an die OECD-Prinzipien Fairness, Transparenz und Rechenschaftspflicht an, verlangen Risikoanalysen für Hoch-Impact-Systeme und empfehlen Human-in-the-Loop-Aufsicht in Bereichen wie Gesundheitswesen und Polizeiarbeit und erinnern stark an die europäischen AI Act Regulierungen. Obwohl unverbindlich, dienen sie inzwischen als Referenz für staatliche Ausschreibungen und Compliance-Handbücher in der Privatwirtschaft.
Ein spannender und neuer Vorstoß kam in diesem Frühjahr: Ein Entwurf für ein “Global AI Hub” sieht Sonderzonen vor, in denen ausländische Unternehmen und sogar Regierungen „Datenbotschaften“ oder Rechenzentren betreiben können. Ein europäischer Pensionsfonds könnte so Daten in einer saudischen Serverfarm lagern, während diese rechtlich auf europäischem Boden verbleiben. Der Entwurf beschreibt drei Klassen von AI-Hubs, schlankere Lizenzverfahren und Schiedsstellen, die das Königreich zu einem neutralen Standort für grenzüberschreitende KI-Projekte machen sollen. Die öffentliche Abstimmung endet diesen Sommer; danach wird die Communications, Space & Technology Commission den Text voraussichtlich finalisieren.
Ob diese Leitplanken ausreichen, ist umstritten. Der Markt für Gesichtserkennung in Saudi-Arabien soll sich bis 2033 auf knapp 300 Mio. US-$ vervierfachen, getrieben von Smart-City-Projekten und Grenzkontrollen. Menschenrechtsorganisationen warnen, ohne stärkere Kontrollen könne KI einen ohnehin weitreichenden Überwachungsapparat weiter befeuern. Die Skepsis wuchs, als Riad 2024 das UN Internet Governance Forum ausrichtete und gleichzeitig Online-Kritiker inhaftierte. Ein Widerspruch, den Amnesty International als „digitale Heuchelei“ bezeichnete.
Auch Symbolik spielt eine Rolle. Die Verleihung der Staatsbürgerschaft an den humanoiden Roboter Sophia 2017 sollte futuristische Ambitionen unterstreichen; stattdessen dominierte die Schlagzeile, ein Roboter genieße Freiheiten, die vielen saudischen Frauen und Gastarbeitenden verwehrt bleiben. Das Beispiel mahnt: PR-Gimmicks können zurückschlagen, wenn rechtliche Rechte der techno-optimistischen Rhetorik hinterherhinken.
Trotz aller Kritik deutet die Regulierungskurve des Königreichs in die grob richtige Richtung: Datenschutzrecht, Ethikgrundsätze, Sandbox-Regime für Fin- und Health-Tech, Gesetzesentwürfe zur Anziehung grenzüberschreitender Daten. Unbewiesen bleibt die Durchsetzungsglaubwürdigkeit. Werden Aufsichtsbehörden als verlängerte Arme des Palasts wahrgenommen, könnten internationale Partner zögern, Riad sensible Algorithmen und Datensätze anzuvertrauen. Am Ende entscheidet wohl weniger, wie viele GPUs Saudi-Arabien kauft, sondern wie überzeugend es deren Einsatz kontrolliert.
Ein Jahrzehnt, um die Lücke zu schließen
Saudi-Arabien tritt nicht auf die Bremse. HUMAIN, das neue KI-Vehikel des Königreichs, wächst rasant: 2026 geht ein Grace-Blackwell-Supercomputer mit 18.000 GPUs ans Netz, Hunderttausende weitere Beschleuniger sind bereits in der Pipeline. Läuft alles auf voller Kapazität, könnte Saudi-Arabien bei der reinen KI-Trainingsleistung mit den globalen Spitzenreitern mithalten, vorausgesetzt, Energieinfrastruktur und Lieferketten skalieren im Gleichschritt.
Doch allein Hardware macht noch keine Tech-Supermacht. Aramco Digital will einen Teil dieser Rechenleistung nutzen, um Robotik, digitale Zwillinge und Reservoir-Modelle aufzubauen. Frühe Anzeichen für Spill-over-Effekte in die Branchen. NVIDIA wiederum nimmt saudische Start-ups in sein Inception-Programm auf und stößt so die Entstehung eines heimischen, arabischen Ökosystems an.
Talent ist das fragilste Gut des Königreichs. Vision 2030 sieht bis zum Ende des Jahrzehnts 20.000 KI- und Datenprofis vor, darunter 5.000 PhDs, eine steile Lernkurve. Zwar erweitern Coding-Bootcamps den Einstieg, doch Spitzenforschung bleibt bislang begrenzt. Das GenAI-Zentrum der KAUST umwirbt internationale Fakultäten, aber echte Durchbrüche messen sich an tiefgreifender Forschung, nicht nur Zahlen. Strategisch setzt Saudi-Arabien auf Nischen, in denen es führen kann: arabischsprachige Foundation-Modelle, Climate-Tech (z. B. Entsalzung oder Solarprognosen) und KI-gestützte Genomik.
Doch das regionale Rennen wird härter. Abu Dhabis G42 betreibt bereits einen souveränen LLM-Stack und verfügt über erhebliche Compute-Kapazitäten. Katar fährt eine ähnliche Strategie, kombiniert Steueranreize mit Boni. International muss Riad US-Exportkontrollen umschiffen und seine Tech-Beziehungen zwischen Silicon Valley und Shenzhen ausbalancieren.
Schließlich bleibt Glaubwürdigkeit der ausschlaggebende Faktor. Das neue „Data-Embassy“-Gesetz könnte europäischen Partnern bei der digitalen Souveränität Vertrauen einflößen. Doch wenn der Datenschutz nicht robust und unabhängig durchgesetzt wird, wird es dem Königreich schwerfallen, sensible ausländische Workloads anzuziehen. In den kommenden fünf Jahren steht Saudi-Arabien daher vor einer Bewährungsprobe, die weit über Infrastruktur und Talent hinausgeht: Es muss beweisen, dass es sich in einer gespaltenen Welt als neutraler, verlässlicher KI-Akteur positionieren kann.
Lehren für die globale KI-Welt
Der saudische KI-Vorstoß liefert einige handfeste Lektionen für andere Staaten. Erstens: Wenn politischer Wille, Kapital und zentrale Steuerung zusammenkommen, lässt sich ein Jahrzehnt Digitalisierung in wenigen Jahren nachholen. Scheckbücher sind schneller als Ausschüsse. Zweitens: Riad erkennt, dass echte digitale Souveränität nicht nur vom KI-Modell abhängt, sondern auch davon, wer die Rechenzentren kontrolliert. Ein GPU-Park mit 500 Megawatt und ein arabisches Sprachmodell könnten dem Land eine Schlüsselrolle im Cloud-KI-Markt des Nahen Ostens verschaffen. Aber Rechenleistung allein schafft noch kein Vertrauen. Datenschutzgesetze und Ethikrichtlinien greifen nur dann, wenn ihre Einhaltung unabhängig kontrolliert wird. Sonst bleiben sensible Daten weiter in Frankfurt oder Zürich.
Megaprojekte sind eine Art saudische Spezialität. Die intelligente Steuerung der Hadsch-Pilgerströme, Aramcos digitalisierte Ölfelder oder NEOM als Hightech-Stadt bieten reale Testumgebungen in einem Maßstab, den kaum ein anderes Land bieten kann. Wer hier liefert, gewinnt automatisch internationales Renommee. Der Engpass? Talent. 20.000 KI-Fachkräfte bis 2030 sind ein ambitioniertes Ziel, zumal Indien pro Woche ähnlich viele Ingenieur:innen ausbildet. Langfristige Investitionen in Bildung, Hochschulen und Industriekooperationen bleiben entscheidend.
Und dann ist da noch die Geopolitik. US-Exportbeschränkungen, Chinas Aufholjagd und die Dynamiken am Golf können Fortschritte beschleunigen oder blockieren. Mit Investitionen in Klima- und Gesundheits-KI versucht Saudi-Arabien, sich breiter aufzustellen. Doch der Ölpreis und strategische Allianzen werden auch künftig das Tempo bestimmen.
Ob das alles aufgeht? Wird sich zeigen. Aber was gerade passiert, ist spannend und wir bei PANTA freuen uns, ein Stück beizutragen: als Partner des Smart Data & AI Summit, einem der führenden KI-Events im Land.
Aktuell kommt man am KI-Tempo des Königreichs kaum vorbei. Ob daraus echte globale Führungsstärke wird oder am Ende nur teure Technik brachliegt, hängt weniger am Geld als an Umsetzung, guter Governance. Und an der einen Frage, die sich alle Partner stellen: Können wir Riad unsere Daten wirklich anvertrauen?
AI Around the World ist ein Format von PANTA. In jeder Ausgabe tauchen wir tief in ein Land ein: Wie wird KI dort verstanden, gefördert, reguliert und genutzt? Wir erzählen Geschichten über Technologie und Gesellschaft, über politische Strategien und praktische Anwendungen, nicht aus der Vogelperspektive, sondern ganz nah dran. Denn wer Künstliche Intelligenz ernst nimmt, muss global denken und lokal verstehen.